Mit einer bes­se­ren Schrei­be Fach­kräf­te entern

Die Mehr­heit der Stel­len­an­zei­gen strotzt nur so vor Flos­keln und Phra­sen. „Das macht man eben so“, mei­nen die meis­ten. Genau dar­in liegt Ihre Chan­ce. Wür­zen Sie Ihre Stel­len­an­zei­ge mit ein biss­chen Charme, Per­sön­lich­keit und Phan­ta­sie. Mehr Auf­merk­sam­keit ist Ihnen so garantiert.

Von Ute Schroeter

„Sie sind ohne Zwei­fel der schlech­tes­te Pirat, von dem ich je gehört habe!“ „Aber Ihr habt von mir gehört!“ Die­ser Dia­log ent­spinnt sich zwi­schen dem abge­ranz­ten, aber geris­se­nen Pira­ten Jack Spar­row, ver­kör­pert von John­ny Depp, und Com­mo­do­re Nor­ring­ton im Kino­film „Fluch der Kari­bik“. Spar­rows Beneh­men hat kaum etwas mit dem eines gestan­de­nen See­räu­bers gemein: Mit abge­spreiz­tem Fin­ger zieht er sei­ne Waf­fen, nennt Geg­ner, Gei­seln und Ver­bün­de­te „Lie­bes“, „Schätz­chen“ oder „Schnu­ckel­chen“ und gibt sich ins­ge­samt ziem­lich tun­tig. Trotz­dem genießt er in der Pira­ten-Bran­che einen respek­ta­blen Ruf, der sich über alle Welt­mee­re hin­weg her­um­ge­spro­chen hat.

Stel­len­an­zei­gen, die kei­ner mehr hören will

„Aber Ihr habt von mir gehört“: Hät­ten vie­le Unter­neh­men beim Schrei­ben einer Stel­len­an­zei­ge mehr Mut nach Art der Unver­wech­sel­bar­keit eines Cap­tain Jack Spar­row, so wür­den sie garan­tiert mehr Auf­merk­sam­keit gewin­nen. Bei den immer glei­chen Phra­sen wie „Wir suchen einen jun­gen, dyna­mi­schen, belast­ba­ren, team­fä­hi­gen und kei­ne Ahnung was noch Bau­in­ge­nieur (m/w/d)“ mag jedoch kaum noch jemand hin­schau­en. Abschre­ckend wir­ken auch die über­zo­ge­nen Anfor­de­rungs-Wunsch­lis­ten, bei denen man sich fragt, ob hier ein Über­ir­di­scher oder doch nur ein Archi­tekt gesucht wird. Gera­de Frau­en las­sen sich von einer all­zu lan­gen Anfor­de­rungs-Wunsch­lis­te abschre­cken. Vie­le mei­nen, die­se zu 100 % erfül­len zu müs­sen, und bewer­ben sich erst gar nicht, wenn auch nur ein klei­nes Detail fehlt.

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„Aber Ihr habt von mir gehört.“

——— Cap­tain Jack Spar­row
in „Fluch der Karibik“

Fin­ger weg von Adjektiven –
alle Macht den Verben

War­um wir­ken Stel­len­an­zei­gen oft so unper­sön­lich und aus­tausch­bar? Es liegt unter ande­rem an der Viel­zahl der ver­wen­de­ten Adjek­ti­ve. Jour­na­lis­ten wird schon zu Beginn ihrer Aus­bil­dung ein­ge­trich­tert, mög­lichst aktiv zu schrei­ben; das bedeu­tet, den Sub­stan­ti­ven und Adjek­ti­ven die Ver­ben vor­zu­zie­hen. Aber war­um eigent­lich? Wel­che Stär­ke besit­zen Ver­ben gegen­über Adjek­ti­ven? Und wel­che Schlüs­se soll­ten Sie dar­aus für die For­mu­lie­rung einer Stel­len­an­zei­ge zie­hen? Anders als bei Adjek­ti­ven ent­ste­hen bei Hand­lungs­be­schrei­bun­gen Bil­der im Kopf, und zwar ein­deu­ti­ge, die bei den unter­schied­li­chen Emp­fän­gern kaum von­ein­an­der abwei­chen. Das Verb „ren­nen“ trans­por­tiert mit einem simp­len Wort Anga­ben zur Tätig­keit und zur Geschwin­dig­keit. „Er rennt ums Haus“ erzeugt bei uns ein kur­zes Kopf­ki­no, wie einer in höhe­rem Tem­po um ein Gebäu­de flitzt. Der „dyna­mi­sche Bau­in­ge­nieur“ hin­ge­gen kommt weni­ger ein­deu­tig daher: Das Adjek­tiv lie­fert nur eine Infor­ma­ti­on dar­über, dass sich da einer bewegt, ob schnell, lang­sam oder gemäch­lich, bleibt im Dun­keln. Jeder hat eine eige­ne Vor­stel­lung davon, was mit „dyna­misch“ gemeint ist, das aber führt zu den besag­ten Miss­ver­ständ­nis­sen, gera­de in Stel­len­an­zei­gen. Also: Sie suchen einen Ren­ner? War­um schrei­ben Sie das dann nicht so?

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Jedes Schiff braucht eine gute Crew. Wer schon beim Schrei­ben eines Stel­len­ge­suchs Mut beweist, erhöht die Chan­cen, die­se auch zu finden.

Fach­kräf­te kapern mit Charme

„LKW Fohrer/in OFFGEBASST!!!“ Vor eini­gen Jah­ren hat­te Gert Kau­tetz­ky für die Suche nach Berufs­kraft­fah­rern eine unge­wöhn­li­che Idee: Er schal­te­te eine Stel­len­an­zei­ge auf Platt. Auch auf die Gefahr hin, dass sich die­je­ni­gen mit nicht-platt­deut­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund aus­ge­schlos­sen füh­len könn­ten, hat sich Kau­tetz­kys Mut gelohnt: Die Anzei­ge wur­de auf Face­book zum Hit und brach­te der Spe­di­ti­on tat­säch­lich drei neue Fah­rer ein. Auf die Bau- und Archi­tek­tur­bran­che über­tra­gen, muss es ja nicht gleich ein lyri­scher Text sein (wobei – war­um eigent­lich nicht?), um die Stel­len­an­zei­ge mit Charme zu berei­chern. Wer sich weg vom übli­chen Phra­sen­dre­schen bewegt und sich ein biss­chen Mühe gibt, die gesuch­te Per­son und die Auf­ga­be ein­deu­tig und gut zu beschrei­ben, erhöht die Chan­cen, erhört zu wer­den. Und wenn man sich traut, zum Bei­spiel etwas von der Per­sön­lich­keit des Büro­hun­des durch­bli­cken zu las­sen, endet die Geschich­te viel­leicht wie bei Jack Spar­row, von dem es nach eini­gen Irrun­gen und Wir­run­gen tat­säch­lich heißt: „Das ist ohne Zwei­fel der bes­te Pirat, von dem ich je gehört habe!“

In die Stellenbe­­schreibung gehört …

  • Wel­che Auf­ga­ben zäh­len zum Verantwortungs­bereich der vakan­ten Position?
  • Han­delt es sich um eine Stel­le mit Füh­rungs- bzw. Personalverantwortung?
  • An wel­chem Stand­ort befin­det sich die Stelle?
  • Ist die Stel­le befris­tet oder unbefristet?
  • Han­delt es sich um Teil­zeit oder Vollzeit?
Aktua­li­siert am: 6. August 2021
Titel­bild: tomer­tu / pixabay

Bild Schiff und Pirat: Gra­fik: berdsigns / Ado­be Stock