Mit einer besseren Schreibe Fachkräfte entern
Die Mehrheit der Stellenanzeigen strotzt nur so vor Floskeln und Phrasen. „Das macht man eben so“, meinen die meisten. Genau darin liegt Ihre Chance. Würzen Sie Ihre Stellenanzeige mit ein bisschen Charme, Persönlichkeit und Phantasie. Mehr Aufmerksamkeit ist Ihnen so garantiert.
Von Ute Schroeter
Stellenanzeigen, die keiner mehr hören will
„Aber Ihr habt von mir gehört“: Hätten viele Unternehmen beim Schreiben einer Stellenanzeige mehr Mut nach Art der Unverwechselbarkeit eines Captain Jack Sparrow, so würden sie garantiert mehr Aufmerksamkeit gewinnen. Bei den immer gleichen Phrasen wie „Wir suchen einen jungen, dynamischen, belastbaren, teamfähigen und keine Ahnung was noch Bauingenieur (m/w/d)“ mag jedoch kaum noch jemand hinschauen. Abschreckend wirken auch die überzogenen Anforderungs-Wunschlisten, bei denen man sich fragt, ob hier ein Überirdischer oder doch nur ein Architekt gesucht wird. Gerade Frauen lassen sich von einer allzu langen Anforderungs-Wunschliste abschrecken. Viele meinen, diese zu 100 % erfüllen zu müssen, und bewerben sich erst gar nicht, wenn auch nur ein kleines Detail fehlt.

„Aber Ihr habt von mir gehört.“
——— Captain Jack Sparrow
in „Fluch der Karibik“
Finger weg von Adjektiven –
alle Macht den Verben
Warum wirken Stellenanzeigen oft so unpersönlich und austauschbar? Es liegt unter anderem an der Vielzahl der verwendeten Adjektive. Journalisten wird schon zu Beginn ihrer Ausbildung eingetrichtert, möglichst aktiv zu schreiben; das bedeutet, den Substantiven und Adjektiven die Verben vorzuziehen. Aber warum eigentlich? Welche Stärke besitzen Verben gegenüber Adjektiven? Und welche Schlüsse sollten Sie daraus für die Formulierung einer Stellenanzeige ziehen? Anders als bei Adjektiven entstehen bei Handlungsbeschreibungen Bilder im Kopf, und zwar eindeutige, die bei den unterschiedlichen Empfängern kaum voneinander abweichen. Das Verb „rennen“ transportiert mit einem simplen Wort Angaben zur Tätigkeit und zur Geschwindigkeit. „Er rennt ums Haus“ erzeugt bei uns ein kurzes Kopfkino, wie einer in höherem Tempo um ein Gebäude flitzt. Der „dynamische Bauingenieur“ hingegen kommt weniger eindeutig daher: Das Adjektiv liefert nur eine Information darüber, dass sich da einer bewegt, ob schnell, langsam oder gemächlich, bleibt im Dunkeln. Jeder hat eine eigene Vorstellung davon, was mit „dynamisch“ gemeint ist, das aber führt zu den besagten Missverständnissen, gerade in Stellenanzeigen. Also: Sie suchen einen Renner? Warum schreiben Sie das dann nicht so?

Fachkräfte kapern mit Charme
„LKW Fohrer/in OFFGEBASST!!!“ Vor einigen Jahren hatte Gert Kautetzky für die Suche nach Berufskraftfahrern eine ungewöhnliche Idee: Er schaltete eine Stellenanzeige auf Platt. Auch auf die Gefahr hin, dass sich diejenigen mit nicht-plattdeutschem Migrationshintergrund ausgeschlossen fühlen könnten, hat sich Kautetzkys Mut gelohnt: Die Anzeige wurde auf Facebook zum Hit und brachte der Spedition tatsächlich drei neue Fahrer ein. Auf die Bau- und Architekturbranche übertragen, muss es ja nicht gleich ein lyrischer Text sein (wobei – warum eigentlich nicht?), um die Stellenanzeige mit Charme zu bereichern. Wer sich weg vom üblichen Phrasendreschen bewegt und sich ein bisschen Mühe gibt, die gesuchte Person und die Aufgabe eindeutig und gut zu beschreiben, erhöht die Chancen, erhört zu werden. Und wenn man sich traut, zum Beispiel etwas von der Persönlichkeit des Bürohundes durchblicken zu lassen, endet die Geschichte vielleicht wie bei Jack Sparrow, von dem es nach einigen Irrungen und Wirrungen tatsächlich heißt: „Das ist ohne Zweifel der beste Pirat, von dem ich je gehört habe!“
In die Stellenbeschreibung gehört …
- Welche Aufgaben zählen zum Verantwortungsbereich der vakanten Position?
- Handelt es sich um eine Stelle mit Führungs- bzw. Personalverantwortung?
- An welchem Standort befindet sich die Stelle?
- Ist die Stelle befristet oder unbefristet?
- Handelt es sich um Teilzeit oder Vollzeit?
Bild Schiff und Pirat: Grafik: berdsigns / Adobe Stock